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Prof. Dr. Peter Walgenbach: Friedrich Schiller Universität Jena

Prof. Dr. Peter Walgenbach: Friedrich Schiller University Jena

"Die Betriebswirtschaftslehre war schon immer eine aufs Pragmatische ausgerichtete Disziplin, die das Optimum und nicht das Ideal im Blick hat. Lassen Sie uns das Optimum der gegenwärtigen Situation nutzen. Ich jedenfalls werde das tun."

 Viele wirtschaftliche Entwicklungen beschleunigen und verdichten sich – das hat Auswirkungen auf die BWL. Was beschäftigt Sie gerade?

1956 beschrieb William H. Whyte in idealtypischer Weise den „organization man“, also den Organisationsmenschen, der die Ziele der Organisation mehr oder minder vollständig akzeptiert und verinnerlicht hat. Dieses idealtypische Bild ist seitdem mehrmals durch wirtschaftliche Entwicklungen infrage gestellt, bestätigt, wieder infrage gestellt (usw.) worden. Mich beschäftigt derzeit die Frage, wie sich das Zusammentreffen der zunehmenden Digitalisierung und der COVID-19-Pandemie auf den „organization man“ auswirkt.

Was würden Sie gern ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Ich würde den enormen Publikationsdruck, der heute auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern lastet, reduzieren. Das Lösen komplexer wissenschaftlicher Probleme erfordert Zeit und Ruhe. Die momentane Ausrichtung der Evaluation wissenschaftlicher Leistungen befördert m.E. eher eine „quick-fix“-Mentalität.

Warum freuen Sie sich auf die VHB-Tagung?

Ich freue mich auf die VHB-Tagung, weil ich dort die Gelegenheit habe nicht nur die Entwicklungen in meiner eigenen Wissenschaftlichen Kommission (Organisation), sondern auch die in anderen Wissenschaftlichen Kommissionen nachzuvollziehen. Diese Möglichkeit habe ich bei den internationalen Fachtagungen, die ich sonst besuche (z.B. AoM, EGOS), nicht. Da höre ich immer nur Vorträge aus dem Bereich Organisation, eigentlich nur Organisationstheorie oder – noch enger – neoinstitutionalistische Organisationstheorie. Auch schön, aber im Sinne einer Ausbildung von „T-shaped skills“ nicht optimal. Außerdem gibt es 2022 einen guten Grund zum Feiern – der VHB wird 100!

Und sonst so?

Bin ich – wie immer – gespannt, wie sich die BWL entwickeln wird.

 

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