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Claudia Nemat

Claudia Nemat: Vorstandsmitglied für Technologie und Innovation bei der Deutschen Telekom AG

„Zudem benötigen wir eine noch stärkere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie den unterschiedlichen Disziplinen in der Wissenschaft. Dazu leiste ich gerne einen Beitrag.“

Viele wirtschaftliche Entwicklungen beschleunigen und verdichten sich – das hat Auswirkungen auf die BWL. Was beschäftigt Sie gerade?

Wir erleben seit drei Jahren eine enorme Verdichtung globaler Krisen: Einen sich zuspitzenden geopolitischen Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China, eine globale Pandemie, weltweit massive Lieferengpässe bei Halbleitern. Als Technologiechefin der Deutschen Telekom bin ich froh, dass unsere Netze und IT stabil sind - trotz des enormen Volumenanstiegs. Und dass unsere Lieferketten unter den gegebenen Umständen resilient sind.
All das ist das Ergebnis vorangegangener Investitionen nicht nur in Technologie, sondern auch in Arbeitsweisen und Fähigkeiten unserer Mitarbeitenden. Kurzum: in Resilienz.
Insofern beschäftigen mich vor allem Themen wie Reaktionsgeschwindigkeit, Resilienz, Umgang mit Disruptionen sowie internationale Zusammenarbeit.

 

Was würden Sie gern ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Unsere ökonomischen, politischen und kommunikativen Systeme haben sich bislang als wenig geeignet erwiesen, die größte Krise der Menschheit zu lösen: Die von Menschen erzeugte Klimakatastrophe. Offensichtlich haben wir weder ein Erkenntnisproblem noch ein Technologieproblem. Als Vorständin eines börsennotierten Unternehmens arbeite ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen hart daran, unseren Beitrag zu leisten: So haben wir die Entscheidung getroffen, in unseren eigenen Emissionen bis 2025 klimaneutral zu sein.

Jahrzehntelang wurden die unternehmensexternen Kosten für Müllproduktion, Schadstoffemissionen, Ausbeutung natürlicher Ressourcen nicht verursachergerecht internalisiert. Zum Beispiel durch eine hohe CO2-Bepreisung nach internationalen Regeln. Insofern fehlen wirksame ökonomische und finanzmarkttechnische Anreize für eine ausreichend schnelle ökologische Transformation unserer Industriegesellschaften. Das würde ich gerne ändern :-)

 

Warum freuen Sie sich auf die VHB-Tagung?

Ich freue mich auf eine anregende und kontroverse Diskussion mit der Community der BWLer. Da ich davon überzeugt bin, dass die betriebswirtschaftlichen (genauso wie die technisch-naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen) Disziplinen sich daran messen lassen müssen, ob sie innovative Antworten auf die o.g. Herausforderungen finden.

Nur so bleiben wir relevant, wettbewerbsfähig und gewinnen für uns die besten Talente. Zudem benötigen wir eine noch stärkere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie den unterschiedlichen Disziplinen in der Wissenschaft. Dazu leiste ich gerne einen Beitrag.

 

Und sonst so?

Was haben wir in der Pandemie gelernt? Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Entwickelt sich das Mantra des Shareholder Value Managements praktisch weiter in eine wirksame Stakeholder Value Management Logik? Benötigen wir zukünftig überhaupt noch Managerinnen und Manager?

Verantwortlichkeit: