Zum Inhalt springenZur Suche springen

Martin Wambach

Martin Wambach: Rödl & Partner GmbH

„Die klassische, zumeist funktional ausgerichtete BWL, stößt im Zeitalter der Digitalisierung an ihre natürlichen Grenzen. Der Mensch ist nicht mehr der alleinige zentrale Hauptakteur. Daten, Prozesse, Algorithmen und Technik rücken immer stärker in den Mittelpunkt.“

Viele wirtschaftliche Entwicklungen beschleunigen und verdichten sich – das hat Auswirkungen auf die BWL. Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für Ihr Unternehmen?

Die Digitalisierung verändert unser privates, wie geschäftliches Lebensumfeld mit zunehmender Dynamik. Mit unterschiedlicher Intensität werden Lebens- und Geschäftssachverhalte auf die damit verbundenen Daten und Prozesse fokussiert. Immer im Blick die Fragen der Standardisierung, Automatisierung bzw. Generierung von Mehrwert. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei der Nutzung von Machine Learning bzw. künstlicher Intelligenz in Verbindung mit Cloudcomputing und Big Data zu. Der Kreativität beim Aufspüren und Verbinden relevanter Daten und Prozesse sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Es erwachsen neue unternehmerische Chancen, gleichzeitig wird das Handeln aller Beteiligten immer transparenter. Wir erleben die „kreative Zerstörung“ bisher bewährter Geschäftsmodelle sowie die unmittelbare (technologische) Verknüpfung unterschiedlicher Personen bzw. Organisationen zu neuen bedeutsamen Akteuren. Für die bestehende unternehmerische Praxis heißt das, dass es kein „Weiter so“ gibt. Die Bedrohungen des bestehenden Geschäftsmodells, die sinnvolle Anreicherung mit Digitalisierung sowie die Chancen für neue Geschäftsmodelle sind kontinuierlich zu bewerten. Die zentrale Herausforderung lautet: „Constant Change“.        

Welchen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen kann die BWL leisten?

Die klassische, zumeist funktional ausgerichtete BWL, stößt im Zeitalter der Digitalisierung an ihre natürlichen Grenzen. Der Mensch ist nicht mehr der alleinige zentrale Hauptakteur. Daten, Prozesse, Algorithmen und Technik rücken immer stärker in den Mittelpunkt. Andere Disziplinen, wie Mathematik, Wirtschaftsinformatik, Medien-Design, Kommunikationswissenschaften und viele mehr stoßen in Bereiche der BWL vor.  Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit der in der Vergangenheit von der BWL wenig akzentuierte Aspekt des „Unternehmertuns/Entrepreneurship“ nicht stärker in den Fokus genommen werden sollte.

Einen Beitrag zur Bewältigung der vorgenannten Herausforderungen kann die BWL dann leisten, wenn sie die Entwicklungen und die damit verbundenen Themen aktiv aufgreift, die Akteure disziplin- bzw. fächerübergreifend vernetzt sowie eine konstruktiv-kritischen Diskurs zu Forschungsschwerpunkten mit Blick auf deren praktischen Wert für die unternehmerische Praxis etabliert. Der Blick sollte dabei nicht nur auf die (einzel-) unternehmerische Praxis ausgerichtet sein, sondern auch die Auswirkungen bzw. Wechselwirkungen mit Blick auf weitere Aspekte, wie die Nachhaltigkeit bzw. die Beiträge zur Entwicklung der (Zivil-) Gesellschaft umfassen. Die moderne BWL wäre in ihrer Ausprägung damit nicht nur eine eigene Wissenschaftsdisziplin, sondern auch eine Art „Plattform-Wissenschaft“, die sich als Integrator der verschiedenen Disziplinen mit Blick auf die betrieblichen Fragestellungen versteht.       

Warum unterstützen Sie die VHB-Tagung?

Wir sehen einen besonderen Mehrwert im intensiven Austausch und der unmittelbaren Vernetzung der Praxis mit der Wissenschaft. Von diesem Austausch und Vernetzung profitieren nicht nur die Hochschulen und Unternehmen, sondern vor allem auch die Studierenden. Die VBH-Tagung 2022 mit dem Tagungsthema „BWL.Weiter.Denken. Aus der Wissenschaft für Unternehmen – in die Gesellschaft“ trifft damit voll ins Schwarze.

Und sonst so?

Als Wirtschaftsprüfungs- Steuer- und Rechtsberatungsgesellschaft sehen wir uns in gleicherweise dem beschriebenen Veränderungsprozess mit allen seinen Chancen und Risiken ausgesetzt. Meine persönliche Sicht auf unser Geschäft lässt sich radikal vereinfacht so beschreiben, dass wir Daten- und Prozessexperten sind, die einen besonderen Mehrwert durch „Addition“ von wirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Knowhow bzw. Erfahrungen einbringen. Unsere Dienstleistungen und Produkte werden neben der Kompetenz unserer Professionals immer stärker auch von der technischen Qualität und digitalen Modernität unserer Prozesse bestimmt. Der „digitale Reifegrad“ wird zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Einher mit dieser Daten- und Prozessorientierung gewinnt die modern verstandene BWL auch im Bereich Professional Services Firms immer mehr an Bedeutung. Als wichtige Wirtschaftsakteure wollen wir einen aktiven Beitrag im Veränderungsprozess leisten bzw. unsere praktischen unternehmerischen Erfahrungen in die Forschung einbringen. Insoweit war und ist uns der gelebte Kontakt zu den Hochschulen sehr wichtig.      

Verantwortlichkeit: